Die ersten 3 Monate
Aufenthalt, welche man gleich bei der Einreise erhält, sind schnell vorbei und
dann? Wie geht’s weiter? Wie ist die Gesetzeslage für uns Ausländer im neuen
Land? Das sind alles Dinge, welche man rechtzeitig abchecken sollte, um keine
bösen Überraschungen zu erleben - und dies am Besten bevor man die Heimat verlässt! Aber Frau war ja vorausschauend und
ging im Jahr vor der Auswanderung doch gleich mal in Trinidad & Tobago zum
Anwalt - der muss ja schliesslich wissen, wie das alles funktioniert. Wenn
dieser dann noch von Bekannten empfohlen wird, dann ist er sicherlich richtig
gut und sein Geld wert...
Denkste! Ganz böse
Falle! Dieser Anwalt gab mir so tolle Tips, dass ich mit Töchterchen und meinem
ganzen Gepäck, nach den ersten 4 Monaten schon fast wieder im Flieger retour
sass. Nach Hause kann ich ja nicht sagen, wir hatten keins mehr.
Das Haus des Schreckens
Zwei Wochen bevor
mein Aufenthalt ablief, stand ich brav bei der Immigration auf der Matte –
unwissend! Als erstes kam ich mit meinem ärmellosen Kleid gar nicht erst ins
Gebäude rein – ärmellos ist BÖSE und in den Gebäuden von Behörden nicht gestattet,
es gibt schliesslich einen Dress-Code – woher sollte man das denn nun schon
wieder wissen? Also zurück zum Auto und bei gefühlten 500C° - der ungefähren Temperatur,
bei der eine Pizza im Holzofen gebacken wird – eine Jacke übergeworfen und
zurück ins Gebäude...
An der Glas-Eingangstür
im ersten Stock des abgenutzten, ungepflegten Gebäudes, gab’s eine Nummer (solche,
wie wir damals in der Disco bekamen, wenn wir Getränke bestellten, die dann an
einer Verlosung teilnahmen, ihr erinnert euch sicher) und man musste in einem
Wartsaal mit ca. 150 weiteren wartenden Personen ausharren, bis die Nummer
ausgerufen wurde und sich dann zum Schalter vorkämpfen. Gewinnen konnte man
jedoch nichts - ausser an Erfahrung...
Es war unangenehm dort, überfüllt und schmuddelig. Ich mag keinen so engen Kontakt mit Leuten, die mir völlig fremd sind. Ein alter, kleiner Röhrenfernseher und die Klimaanlage liefen auf Hochtouren und nach einer Weile war ich über die Jacke dann schlussendlich doch recht froh. Als ich nach ca. einer Stunde endlich dran kam, gab man mir nach dem Ausfüllen eines Antragsformulars, einen Interviewtermin in 4 Wochen und ich stand wieder auf der Strasse. Mein Aufenthalt verlängerte sich automatisch bis zum notierten Termin. Wow bis dahin echt easy. Ich war total happy! Erfolgserlebnis!
Dann der Schock!
Als 4 Wochen später meine
Verlängerung abgelehnt wurde, dachte ich, ich muss gleich in Ohnmacht fallen. Ich
war nur noch geschockt! Hatte ich mich doch genau daran gehalten, was der
Anwalt mir auferlegt hatte und mit der Möglichkeit dieser Entwicklung so
überhaupt nicht gerechnet. Komischerweise konnte ich den Rechtsverdreher nach diesem
Schlag ins Gesicht nicht mehr erreichen... Ich frage mich warum ;-)!
Möglicherweise wusste er nicht, wie er mir für mein begeistertes Fanschreiben,
welches ich nach dem Besuch der Immigration per Email an ihn gesendet hatte,
danken sollte. Ich für meinen Teil dachte nur: `Warum empfiehlst du Oberarsch
mir nicht einfache einen Kollegen, wenn du Pfeife keine Ahnung hast? Mein
Vertrauen in diese „Null“ hätte uns fast die Auswanderung gekostet! Idiotendepp
blöder!
Glück im Unglück
Das, was in
Europäischen Ländern funktioniert, ist hier gleich chancenlos. Und wer meint
die Amerikanischen Einwanderungsgesetze sind streng, der war noch nie in
Trinidad & Tobago und hat versucht, länger als drei Monate zu bleiben. Alles
was man von irgendwelchen Leuten aus früheren Zeiten darüber im Internet zu
lesen bekommt, ist längst nicht mehr zutreffend und rein spekulativ! Und: auf
Europäer hat hier auch keiner gewartet... Urlaub ok, Geld da lassen super aber
dann verzieht euch bitte wieder!
Glücklicherweise gab
mir die Beamtin der Immigration einen Tip: falls ich jemanden finden würde, der
mir einen Job gibt und ein Work Permit für mich beantragt, gäbe es da schon
noch Möglichkeiten. UMPF... Leichter gesagt als getan. Für diese Aktion
benötigt man in Trinidad & Tobago eine bestimmte, recht anspruchsvolle
Unternehmensform: eine Ltd. (limited) – gar nicht so einfach, da fündig zu
werden.
Also, Stolz
vergessen und auf Betteltour gehen... Aber: nach einigen Fehlversuchen,
massenhaftem Gebettel und Geschleime, hatte ich Glück und fand tatsächlich
einen Werbegrafiker, welcher genau das für mich in Angriff nahm. Da zeitmässig
nun alles etwas knapp war, legte man mir auf der Behörde nahe, doch mal kurz
auszureisen und weil man gnädig mit der naiven, gutgläubigen Deutschen und
deren Schweizer Kind war, mussten wir nicht nach Europa - ein anderes Land in
der Karibik wurde ausnahmsweise in diesem Fall ebenso akzeptiert. UFFFF...
Auf Rihannas Spuren – Barbados, wir
kommen!
Also dann mal ruck
zuck nach Barbados geflogen für 3 Tage! Nach der wahnsinnig langen Flugdauer
von 30 Minuten, sind wir sicher dort gelandet und hatten eine einigermassen
schöne Zeit, überschattet jedoch von meiner Furcht, dass wir eventuell Probleme
bei der Wiedereinreise in Trinidad haben könnten. Das war unwahrscheinlich belastend...
Die Sorgen und Nöte vor dem Teenager zu verbergen wurde zu einer weiteren
Challenge! Sie sollte sich ja schliesslich nicht ängstigen, sondern ein paar
Ferientage geniessen. Es reichte ja, wenn ich die Hosen voll hatte.
Es ging jedoch alles
glatt, da ich, wie von der Immigration empfohlen, einen Arbeitsvertrag vorlegen
konnte, den mir mein zukünftiger Arbeitgeber, ein paar Stunden vor dem Abflug,
per Email nach Barbados schickte. Ja, er kam des Öfteren mit wichtigen Dokumenten im letzten Moment um die Ecke, das hat teilweise echt Nerven und schlaflose Nächte gekostet. In erster Linie waren wir jedoch DANKBAR und froh, dass sich jemand diese Mühe überhaupt machte, ist ja nicht selbstverständlich!
Ich möchte gar nicht näher beschreiben, was es für eine Geburt war, den Vertrag dann im Hotel auszudrucken. Manchmal nervt diese karibische Gelassenheit schon ungemein, gerade wenn man wie ein Dampfkessel unter Druck steht...
per Email nach Barbados schickte. Ja, er kam des Öfteren mit wichtigen Dokumenten im letzten Moment um die Ecke, das hat teilweise echt Nerven und schlaflose Nächte gekostet. In erster Linie waren wir jedoch DANKBAR und froh, dass sich jemand diese Mühe überhaupt machte, ist ja nicht selbstverständlich!
Ich möchte gar nicht näher beschreiben, was es für eine Geburt war, den Vertrag dann im Hotel auszudrucken. Manchmal nervt diese karibische Gelassenheit schon ungemein, gerade wenn man wie ein Dampfkessel unter Druck steht...
Zurück auf Anfang
Man gab mir bei der Wiedereinreise dann gnädigerweise 14 Tage Aufenthalt. In dieser Zeit konnten mein potentieller Arbeitgeber und ich dann das Work Permit beantragen. Was hierfür alles nötig war, möchte ich nicht im Detail beschreiben. Es würde einen eigenen Artikel füllen. Unvorstellbar! Und da motzen wir Deutsche und auch die Schweizer über die Bürokratie im Land... Ich wäre froh gewesen, so was wie diese hier vorzufinden und habe mir damals geschworen, dass ich im ganzen Leben diese Torturen nicht nochmals durchmachen werde! Lieber barfuss durch die Hölle und zurück!
Mit dem Beleg des
eingereichten Antrags gab’s dann eine weitere Verlängerung. Vielleicht sollte
ich nicht erzählen, dass mein Boss mit dem Dokument erst auftauchte, als ich bereits
für den Termin für die Verlängerung im Warteraum der Immigration sass. Ich habe
nur gebetet, dass er kommt, bevor man meine Nummer aufruft und Blut und Wasser
geschwitzt. Das war glücklicherweise dann auch so.
Nach unendlichen 2 Monaten konnte das Work Permit beim Ministry for National
Security abgeholt werden. Die beantragten 2 Jahre waren zwar auf nur eines
gekürzt worden, jedoch in dem Moment war mir das sowas von schnurzpiepegal...
Nun hatte ich schliesslich die Gelegenheit, ein ganzes Jahr nach einer besseren
Lösung zu suchen. Kosten für den ganzen Spass incl. Landing Deposit: 8’000 CHF
oder über 6'500 Euro! Keine Kleinigkeit!
Wie’s weiter geht...
Der ursprüngliche
Plan war ja, hier mit meiner eigenen Firma durchzustarten. Die Inseln haben
durchaus Potential und ernstzunehmende Konkurrenz gibt’s kaum. Der
Verdrängungskampf ist noch nicht so weit fortgeschritten wie in Europa, was das
ganze auch nicht uninteressanter machte. Da der Anwalt jedoch einen anderen Weg
empfahl, um zuerst Zeit zu schinden, damit wir diese zur Firmengründung zur
Verfügung hatten, hatte ich dieses Vorhaben für unbestimmte Zeit erst mal ad
acta gelegt.
Nun kramte ich genau
das wieder hervor. Mehr darüber in Kürze im Teil 2!