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Freitag, 10. April 2015

4. Immigration Division – alle Jahre wieder... 1. Teil

Die ersten 3 Monate Aufenthalt, welche man gleich bei der Einreise erhält, sind schnell vorbei und dann? Wie geht’s weiter? Wie ist die Gesetzeslage für uns Ausländer im neuen Land? Das sind alles Dinge, welche man rechtzeitig abchecken sollte, um keine bösen Überraschungen zu erleben - und dies am Besten bevor man die Heimat verlässt! Aber Frau war ja vorausschauend und ging im Jahr vor der Auswanderung doch gleich mal in Trinidad & Tobago zum Anwalt - der muss ja schliesslich wissen, wie das alles funktioniert. Wenn dieser dann noch von Bekannten empfohlen wird, dann ist er sicherlich richtig gut und sein Geld wert...

Denkste! Ganz böse Falle! Dieser Anwalt gab mir so tolle Tips, dass ich mit Töchterchen und meinem ganzen Gepäck, nach den ersten 4 Monaten schon fast wieder im Flieger retour sass. Nach Hause kann ich ja nicht sagen, wir hatten keins mehr.

Das Haus des Schreckens

Zwei Wochen bevor mein Aufenthalt ablief, stand ich brav bei der Immigration auf der Matte – unwissend! Als erstes kam ich mit meinem ärmellosen Kleid gar nicht erst ins Gebäude rein – ärmellos ist BÖSE und in den Gebäuden von Behörden nicht gestattet, es gibt schliesslich einen Dress-Code – woher sollte man das denn nun schon wieder wissen? Also zurück zum Auto und bei gefühlten 500C° - der ungefähren Temperatur, bei der eine Pizza im Holzofen gebacken wird – eine Jacke übergeworfen und zurück ins Gebäude...

An der Glas-Eingangstür im ersten Stock des abgenutzten, ungepflegten Gebäudes, gab’s eine Nummer (solche, wie wir damals in der Disco bekamen, wenn wir Getränke bestellten, die dann an einer Verlosung teilnahmen, ihr erinnert euch sicher) und man musste in einem Wartsaal mit ca. 150 weiteren wartenden Personen ausharren, bis die Nummer ausgerufen wurde und sich dann zum Schalter vorkämpfen. Gewinnen konnte man jedoch nichts - ausser an Erfahrung...

Es war unangenehm dort, überfüllt und schmuddelig. Ich mag keinen so engen Kontakt mit Leuten, die mir völlig fremd sind. Ein alter, kleiner Röhrenfernseher und die Klimaanlage liefen auf Hochtouren und nach einer Weile war ich über die Jacke dann schlussendlich doch recht froh. Als ich nach ca. einer Stunde endlich dran kam, gab man mir nach dem Ausfüllen eines Antragsformulars, einen Interviewtermin in 4 Wochen und ich stand wieder auf der Strasse. Mein Aufenthalt verlängerte sich automatisch bis zum notierten Termin. Wow bis dahin echt easy. Ich war total happy! Erfolgserlebnis!

Dann der Schock!

Als 4 Wochen später meine Verlängerung abgelehnt wurde, dachte ich, ich muss gleich in Ohnmacht fallen. Ich war nur noch geschockt! Hatte ich mich doch genau daran gehalten, was der Anwalt mir auferlegt hatte und mit der Möglichkeit dieser Entwicklung so überhaupt nicht gerechnet. Komischerweise konnte ich den Rechtsverdreher nach diesem Schlag ins Gesicht nicht mehr erreichen... Ich frage mich warum ;-)! Möglicherweise wusste er nicht, wie er mir für mein begeistertes Fanschreiben, welches ich nach dem Besuch der Immigration per Email an ihn gesendet hatte, danken sollte. Ich für meinen Teil dachte nur: `Warum empfiehlst du Oberarsch mir nicht einfache einen Kollegen, wenn du Pfeife keine Ahnung hast? Mein Vertrauen in diese „Null“ hätte uns fast die Auswanderung gekostet! Idiotendepp blöder!

Glück im Unglück

Das, was in Europäischen Ländern funktioniert, ist hier gleich chancenlos. Und wer meint die Amerikanischen Einwanderungsgesetze sind streng, der war noch nie in Trinidad & Tobago und hat versucht, länger als drei Monate zu bleiben. Alles was man von irgendwelchen Leuten aus früheren Zeiten darüber im Internet zu lesen bekommt, ist längst nicht mehr zutreffend und rein spekulativ! Und: auf Europäer hat hier auch keiner gewartet... Urlaub ok, Geld da lassen super aber dann verzieht euch bitte wieder!

Glücklicherweise gab mir die Beamtin der Immigration einen Tip: falls ich jemanden finden würde, der mir einen Job gibt und ein Work Permit für mich beantragt, gäbe es da schon noch Möglichkeiten. UMPF... Leichter gesagt als getan. Für diese Aktion benötigt man in Trinidad & Tobago eine bestimmte, recht anspruchsvolle Unternehmensform: eine Ltd. (limited) – gar nicht so einfach, da fündig zu werden.

Also, Stolz vergessen und auf Betteltour gehen... Aber: nach einigen Fehlversuchen, massenhaftem Gebettel und Geschleime, hatte ich Glück und fand tatsächlich einen Werbegrafiker, welcher genau das für mich in Angriff nahm. Da zeitmässig nun alles etwas knapp war, legte man mir auf der Behörde nahe, doch mal kurz auszureisen und weil man gnädig mit der naiven, gutgläubigen Deutschen und deren Schweizer Kind war, mussten wir nicht nach Europa - ein anderes Land in der Karibik wurde ausnahmsweise in diesem Fall ebenso akzeptiert. UFFFF...

Auf Rihannas Spuren – Barbados, wir kommen!

Also dann mal ruck zuck nach Barbados geflogen für 3 Tage! Nach der wahnsinnig langen Flugdauer von 30 Minuten, sind wir sicher dort gelandet und hatten eine einigermassen schöne Zeit, überschattet jedoch von meiner Furcht, dass wir eventuell Probleme bei der Wiedereinreise in Trinidad haben könnten. Das war unwahrscheinlich belastend... Die Sorgen und Nöte vor dem Teenager zu verbergen wurde zu einer weiteren Challenge! Sie sollte sich ja schliesslich nicht ängstigen, sondern ein paar Ferientage geniessen. Es reichte ja, wenn ich die Hosen voll hatte.


Es ging jedoch alles glatt, da ich, wie von der Immigration empfohlen, einen Arbeitsvertrag vorlegen konnte, den mir mein zukünftiger Arbeitgeber, ein paar Stunden vor dem Abflug, 
per Email nach Barbados schickte. Ja, er kam des Öfteren mit wichtigen Dokumenten im letzten Moment um die Ecke, das hat teilweise echt Nerven und schlaflose Nächte gekostet. In erster Linie waren wir jedoch DANKBAR und froh, dass sich jemand diese Mühe überhaupt machte, ist ja nicht selbstverständlich!

Ich möchte gar nicht näher beschreiben, was es für eine Geburt war, den Vertrag dann im Hotel auszudrucken. Manchmal nervt diese karibische Gelassenheit schon ungemein, gerade wenn man wie ein Dampfkessel unter Druck steht...

Zurück auf Anfang

Man gab mir bei der Wiedereinreise dann gnädigerweise 14 Tage Aufenthalt. In dieser Zeit konnten mein potentieller Arbeitgeber und ich dann das Work Permit beantragen. Was hierfür alles nötig war, möchte ich nicht im Detail beschreiben. Es würde einen eigenen Artikel füllen. Unvorstellbar! Und da motzen wir Deutsche und auch die Schweizer über die Bürokratie im Land... Ich wäre froh gewesen, so was wie diese hier vorzufinden und habe mir damals geschworen, dass ich im ganzen Leben diese Torturen nicht nochmals durchmachen werde! Lieber barfuss durch die Hölle und zurück!

Mit dem Beleg des eingereichten Antrags gab’s dann eine weitere Verlängerung. Vielleicht sollte ich nicht erzählen, dass mein Boss mit dem Dokument erst auftauchte, als ich bereits für den Termin für die Verlängerung im Warteraum der Immigration sass. Ich habe nur gebetet, dass er kommt, bevor man meine Nummer aufruft und Blut und Wasser geschwitzt. Das war glücklicherweise dann auch so.

Nach unendlichen 2 Monaten konnte das Work Permit beim Ministry for National Security abgeholt werden. Die beantragten 2 Jahre waren zwar auf nur eines gekürzt worden, jedoch in dem Moment war mir das sowas von schnurzpiepegal... Nun hatte ich schliesslich die Gelegenheit, ein ganzes Jahr nach einer besseren Lösung zu suchen. Kosten für den ganzen Spass incl. Landing Deposit: 8’000 CHF oder über 6'500 Euro! Keine Kleinigkeit!

Wie’s weiter geht...

Der ursprüngliche Plan war ja, hier mit meiner eigenen Firma durchzustarten. Die Inseln haben durchaus Potential und ernstzunehmende Konkurrenz gibt’s kaum. Der Verdrängungskampf ist noch nicht so weit fortgeschritten wie in Europa, was das ganze auch nicht uninteressanter machte. Da der Anwalt jedoch einen anderen Weg empfahl, um zuerst Zeit zu schinden, damit wir diese zur Firmengründung zur Verfügung hatten, hatte ich dieses Vorhaben für unbestimmte Zeit erst mal ad acta gelegt.

Nun kramte ich genau das wieder hervor. Mehr darüber in Kürze im Teil 2!